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Die Krise trifft armutsbetroffene Menschen doppelt: Allianz lanciert Forderungen zur Armutsbekämpfung

29 Mai 2021

26 Betroffenenorganisationen und Organisationen aus dem Bereich der Armutsbekämpfung und -prävention sind über die Auswirkungen der Coronakrise – die Armutsbetroffene doppelt trifft – äusserst besorgt. Sie haben deshalb einen Katalog mit konkreten Forderungen zur Armutsbekämpfung an die politischen Verantwortungsträger*innen formuliert.

Die breit aufgestellte Allianz stellt ihre Forderungen entlang der Themenschwerpunkte Eine würdige Existenzsicherung, Bildung schützt vor Armut und Stärkung der Sozialen Arbeit. Dies, weil konkrete Verbesserungen in diesen drei Bereichen eine stärkere Teilhabe aller Menschen am sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Leben möglich machen. Zusätzlich braucht es aber auch einen gesellschaftlichen und politischen Paradigmenwechsel. Die von Armut betroffenen Personen haben ein unersetzliches Wissen. Darum sind ihre Stimme und ihr Wissen zum Aufbau einer Gesamtpolitik zur Verhinderung von Armut unverzichtbar. Aktivist*innen der Bewegung ATD Vierte Welt betonen: „Um in unserer Gesellschaft leben zu können, müssen wir das Recht haben, unsere Kenntnisse, unser Wissen und unsere Intelligenz einzubringen.“

Eine würdige Existenzsicherung

Rund zwei Drittel der rund 270’000 Sozialhilfebeziehenden in der Schweiz sind entweder Kinder, Alleinerziehende oder können aufgrund ihrer Lebenssituation nicht in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Frauen sind einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt als Männer. Die Allianz fordert, dass die Sozialhilfe nicht nur punktuell verbessert wird, sondern dass sie für alle Betroffenen ein existenzsicherndes und würdiges Leben ermöglicht. Die Verantwortlichen vom Internetcafé Planet13 sagen: «Es muss nun endlich die Armut und nicht die Armutsbetroffenen bekämpft werden. Der Gang zur Sozialhilfe darf nicht Bittgang sein, sondern ist die Verwirklichung eines Rechtsanspruchs.»

Bildung schützt vor Armut

Besonders stark armutsgefährdet ist die Gruppe der 25- bis 64-Jährigen ohne nachobligatorischen Abschluss oder mit fehlenden Grundkompetenzen, welche fasst eine halbe Million Personen umfasst. Viele Menschen finden jedoch trotz vielseitig vorhandenen Kompetenzen keine anerkannte einkommensgenerierende Tätigkeit oder werden gar für ihre Eigeninitiative sanktioniert. Es sind geeignete Bildungsangebote im Bereich Grundkompetenzen sowie Nachqualifizierung zu schaffen bzw. deren Inanspruchnahme durch die betroffenen Menschen zu unterstützen. Die Leiterin des Nationales Sekretariats vom Schweizerischen Arbeiterhilfswerk, Caroline Morel, sagt: «Es braucht in diesem Bereich ein grundlegendes Umdenken, hin zu einer Wirtschaft, die sich in den Dienst derjenigen stellt, die am stärksten vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind».

Stärkung der Sozialen Arbeit

Eine würdevolle Unterstützung von Menschen in Armutssituationen ist auf gut ausgebildete Fachpersonen angewiesen. Jedoch führen zu viele Dossiers und Aufträge, zu wenig Personal, zu viel Druck, eine hohe Fluktuation und unsichere Arbeitsbedingungen zur Erschöpfung des Fachpersonals. Co-Geschäftsleiter Stéphane Beuchat von AvenirSocial, dem Berufsverband der Sozialen Arbeit, hält fest: „Die Fachpersonen der Sozialen Arbeit arbeiten bereits heute am Limit. Dies wird durch die kürzlich publizierte Studie der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW1 schwarz auf weiss bestätigt. Weitere Mehrbelastungen sind nicht tragbar, und es braucht dringend mehr Ressourcen in Form von Fachpersonen und finanziellen Mitteln.“

Auskünfte:

  • – Ada Marra, Nationalrätin (SP/VD), 076 383 20 69
  • Avji Sirmoglu, Internetcafé Planet13, 079 631 90 32
  • Caroline Morel, Schweizerisches Arbeiterhilfswerk, 079 208 75 17
  • Stéphane Beuchat, AvenirSocial, 079 778 34 12
  • Anne-Claire Brand, ATD Vierte Welt Schweiz, 078 408 60 11